Pronomen ohne Geschlecht und Deutsch als Fremdsprache

Hintergrund zu dieser Linksammlung

Gendergerechte Sprache im Unterricht und die Berücksichtigung neuer sprachlicher Entwicklungen sind mittlerweile auch ein wichtiges Thema für Lehrer_innen von Deutsch als Fremdsprache. Spannend sind nicht nur Neopronomen wie »xier« und andere Formen die sich in Deutschland entwickelt haben, sondern die Herausforderungen inklusiver Sprache beim Erlernen einer neuen Sprache.

Das Wissen um neue Pronomen im Englischen hat mich damals motiviert, selbst eine Alternative für »sie« und »er« zu entwickeln und damit eine sprachliche Lücke zu schließen. Ich dachte, die zugehörige Deklination kann ja nicht so kompliziert sein, aber das Deutsche erfordert viel mehr grammatikalische Formen als das Englische.

Im folgenden habe ich Materialien, Hintergrundinformationen und Analysen zusammengetragen.

Weiterlesen

Version 3.3 : xier Pronomen ohne Geschlecht

Einleitung zur Version 3.3

Die Versionsnummmer wurde am 8.8.21 aktualisiert (vormals 4.0). Version 3.3 der Pronomen ohne Geschlecht ist die Optimierung der Version 3.2. Dort finden sich auch weiterführenden Informationen zu Grammatik ohne Geschlecht. Um die Pronomen zu lernen können die folgenden Grammatiktabellen zu Hilfe genommen werden. Eine weitere Möglichkeit sind die Pronomen-Bau-Sätze, für viele Anwendungen gibt es fertig Sätze um schnell die richtige Form auswählen zu könne. In den letzten Jahren werden xier Pronomen vermehrt in Synchronisationen und Untertiteln und in Romanen, Kurzgeschichten und Artikeln verwendet.

Die drei Grundformen und ihre Aussprache

  1. xier – [ksi:ɐ̯] – ein Personalpronomen, anstelle sie und er
  2. xies – [ksi:z] – ein Possessivpronomen, anstelle ihr und sein
  3. dier – [di:ɐ̯] – ein Artikel und ein Relativpronomen, anstelle die und der

Weiterlesen

GanzKurz200901

Antwort auf einen Tweet von letztem Dezember von Victoria Linnea. Ich habe ihr direkte Nachrichten geschickt und wir haben dann besprochen, dass ein Twitterthread am besten funktionieren würde.

Gibt es für #Neopronomen so was wie Schöpfunghöhe, also Urhebersonstwas? Ich testlese gerade eine Kurzgeschichte und bin verwirrt, weil es im Vorwort so klingt, als wäre xier ein Markenname, was dementsprechend auch erwähnt werden muss.

— Victoria Linnea (@VictoriaLinnea1) December 20, 2019

@VictoriaLinnea1, dein Tweet ist schon 8 Monate alt und ich mag gern noch drauf antworten.

Es folgt ein Thread zum Thema Neopronomen, Urheberrecht, Verbreitung, Pronomenversionen und eine Sammlung von Texten mit xier Pronomen.

Seit 2009 entwickle ich die xier Pronomen, geschlechtsneutrale Pronomen für die dritte Person Singular: www.annaheger.de/pronomen . Diese werden in den letzten Jahren verstärkt von ÜbersetzerInnen und AutorInnen genutzt. Verlage und LektorInnen fragen mich auch wegen dem Urheberrecht an. Ich weiß nicht was für ein Urheberrecht für einzelne Wörter und ihre Grammatik gilt, ich habe es nicht beansprucht. Ich will, dass die Pronomen sich verbreiten. Bei ihrer Verwendung schleifen sich Wörter und grammatikalische Systeme ab und verbessern sich und passen sich an.

Ich finde die Erwähnung der Herkunft und die Angabe der Version der verwendeten Pronomen sehr sinnvoll. Lesenden erfahren wo die Neopronomen herkommen und können mehr erfahren.

Einige Verlage und AutorInnen schicken mir Belegexemplare von Büchern mit xier Pronomen und ich hab mich unheimlich über Buch und Kontaktaufnahme gefreut. Auf annaheger.de/pronomentexte zitiere ich Kurzgeschichten, Bücher, Buchübersetzungen, Synchronisationen, Untertitel und Artikel, die xier Pronomen verwenden. Ich freue mich immer über Hinweise auf weitere Publikationen.

GanzKurz200807

Ich benutze wieder BinnenI und Co, weil es verbreitet und verständlich ist und screenreader die Pause so lesen wie sie gesprochen wird. also LeserInnen. Es gab mal die Kritik, dass da visuell kein dazwischen ist, aber das ist eben akustisch für alle und screenreadable.

GanzKurz200823

Begründung des dier|dies|diem|dien-Systems: Im 1. Fall entsteht dier aus der Zusammenlegung der herkömmlichen Artikeln der und die. Würde dier jetzt ohne Deklination für alle vier grammatikalischen Fälle verwendet, würde es sich weniger gut in die bestehende Grammatik einfügen. Das dier|dies|diem|dien System behält den Stamm die– und orientiert sich bei den Endungen den zugehörigen Fragewörtern: wer?-dier, wessen?-dies, wem?-diem, wen?-dien. Damit lassen sich die Artikel schnell lernen. Die Artikel im Maskulinium (der|des|dem|den-System) orientieren sich auch an den Fragewörtern. Somit können die Artikel ohne Geschlecht für manche Ohren einen männlichen Klang haben. Im Femininum wird zum Vergleich das die|der|der|die-System verwendet. Im 4. Fall (wem?) stellt der neue Artikel jedoch wie im 1. Fall eine Verschmelzung der Form des Femininums, die, und der des Maskulinums, den, dar. Diese Artikel und Relativpronomen wurden für die Pronomen ohne Geschlecht ab Version 2.0 verwendet.

GanzKurz200810

Antwort auf eine Facebookanfrage, „man“, „jemand“, „jemanden“ und „jemandem“ und „Gesprächspartner“ geschlechtsneutral formuliert werden können: Also statt „man“ benutze ich oft „eins“, „ich“ oder „du“ als verallgemeinernde Formen. Das funktioniert je nach Kontext. Für „jemand“ und Co verwende ich „wer“, „wen“, „wem“, also „da musst du vor ort wen fragen“. Für „Gesprächspartner“ könnte „GesprächspartnerInnen“, also die Mehrzahl mit BinnenI gehen, ansonsten „Gegenüber“ „Kontakt“ „Mensch“ „Person“, musst du gucke was in deinem Kontext passt.

Darauf kam der Hinweis, dass das BinnenI sehr zweigeschlechtlich und ausschließend für nichtbinäre Menschen sei:
Diesem Ansatz bin ich oft begegnet und ich frag mich wo der herkommt. Ich bin selber nichtbinär und die Form schließt mich nicht aus weil durch die Schreibweise der gleiche Glotisschlag, diese Lücke im Sprechen, erzeugt wird wie zum Beispiel beim Gendergap. Außerdem hat das BinnenI noch andere Vorteile. Wo würdest du sagen, kommt die zweigeschlechtliche Konnotation her. Mich interessiert das sehr und ich würde mich über Antwort freuen.

GanzKurz200807

Arena Synchron hat 2017 die xier Pronomen für die deutsche Synchronisation verwendet. Sie waren so lieb mir das Synchronskript der letzten Minuten von Folge 9 Staffel 4 “ Xier unterwegs“ zu geben. Einen Ausschnitt gibt es unter www.annaheger.de/pronomentexte. Bitte empfehlt mir gern Filme oder Serien die mit xier Pronomen synchronisieren oder untertiteln. Wenn ihr Filme und Serien im englischen Original guckt, wo habt ihr das singular they verwendet gesehen?Foto aus Transparent, Hauptcharakter Maura umarmt ihr erwachsenes Kind Ali, Folge 39 "Xier unterwegs", Originaltitel: "They is on the Way", US 2017.

Beispielbausätze : Pronomen ohne Geschlecht

Wieso Pronomen Bau Sätze

Menschen erschließen sich Sprache sehr unterschiedlich. Oft ist es viel einfacher sich das richtige aus einer Liste Beispielsätze herauszusuchen. Hier ein laufend ergänzte Liste von Beispielsätzen für xier- und sier-Pronomen. Weil dey und hen auch viel verwendet werden, gibt es sie nun auch gleich noch dazu. Zu diesen beiden Neopronomen gibt es verschiedene Ausführungen, ich hab mich für jeweils eine entschieden. Zum besseren Verständnis ist eine mögliche Übertragung mit sie-Pronomen und eine mit er-Pronomen gegeben.

Beispielsätze mit xier- und sier-Pronomen

Wenn die Sätze nicht von mir sind, habe ich den Namen der Zitatgebenden und ein Link angefügt.

Reihenfolge in den Beispielen

xier-Pronomen basieren auf Pronomen ohne Geschlecht 3.3
sier-Pronomen basieren auf Pronomen ohne Geschlecht 2.1
dey-Pronomen siehe Nibispace dey
hen-Pronomen siehe Nibispace hen
sie-Pronomen
er-Pronomen

008

Manch nichtbinärer Mensch verwendet xier als xies Pronomen.
Manch nichtbinärer Mensch verwendet sier als sies Pronomen.
Manch nichtbinärer Mensch verwendet dey als deren Pronomen.
Manch nichtbinärer Mensch verwendet hen als hens Pronomen.
Manch nichtbinärer Mensch verwendet sie als ihr Pronomen.
Manch nichtbinärer Mensch verwendet er als sein Pronomen.

Weiterlesen

GanzKurz181112

Meine Antwort auf die Frage in einem Tweet von Zesyra.

Liebe cis Follower'innen: Wenn ihr Veranstaltungen/Workshops oder ähnliches gestaltet, in denen es Vorstellungsrunden gibt, normalisiert bitte die Vorstellung mit Namen und Pronomen.
Auch und gerade wenn ihr das Gefühl habt das wäre ja eh eindeutig am Äußeren zu erkennen. Danke.

— Zesyra (@Zesyra) November 12, 2018

Und wenn ihr euch in Workshops o.ä. vorstellt, dann stellt euch mit eurem Namen und Pronomen vor. Auch wenn ihr glaubt das wäre euch ja anzusehen. Normalisiert das.
Ihr zeigt damit auch, dass es für mich vielleicht eine Option ist mich zu outen.

— Zesyra (@Zesyra) November 12, 2018

Bin selber trans und habe aufgehört das in Workshops-Pronomenrunden zu machen. Während des Workshops werden gegenderte Pronomen meistens nicht verwendet. Ich hab viel dankbare Rückmeldung von Leuten bekommen, sehr vielen nonbinaries, weil ich den Outingdruck raus genommen hab.

Leute verwendeten eher „ich“ und „was du sagtest“ mit Fingerzeig zu der Person.

Das ist natürlich cool, habe ich leider sehr anders erlebt.

— Zesyra (@Zesyra) November 12, 2018

Erinner mich jetzt dass ich es gesagt hab. Hatte zuvor immer Pronomenrunden gemacht, aus den Gründen, die du beschriebst. Hab vom Outingstress gelesen und am Anfang gesagt, dass wir keine Pronomenrunde machen, Leute die wollen dürften und es wäre toll „du“ und „ich“ zu nehmen.