Pronomen wie xier und sier

Einleitung

Die wenigsten Pronomen stehen für ein bestimmtes Geschlecht. Die Pronomen »ich«, »du«, »wir« oder »uns« sind geschlechtsneutral. In der dritten Person Singular ist das im Deutschen anders. Wenn ich also über Dritte in der Einzahl spreche musste ich mich herkömmlich zwischen »sie« und »er« entscheiden. Pronomen wie »xier« und »sier« stellen eine Alternative dar: xier: Version 3.3, sier: Version 2.1. Sie drücken entweder aus, dass es sich um Unbekannte handelt oder um Menschen, die sich ausdrücklich diese Pronomen wünschen. Beispielweise wollen manche nicht binäre Menschen Neopronomen wenn wir über sie reden, andere benutzen absichtlich »sie« oder »er«. Ihr Wunsch sollte respektiert werden: Übersicht über verschiedene Neopronomen.

Ich stellte 2009 fest, dass mir im Deutschen eine geschlechtsneutrale Option fehlt. Das gab es einfach eine Lücke in der Sprache. Ich dachte, dass es nicht so schwer sein kann Pronomen zu entwickeln und stellte fest, dass die deutsche Grammatik mehr Anforderungen an Pronomen stellt als die englische. Die Pronomen entwickelten sich von Version zu Version weiter, wie der Überblick über ihre Historie zeigt. Dabei spielte ein Rolle wie gut sich neuen Pronomen in die vorhandenen Grammatik einfügen. Ich bin sehr dankbar für das Feedback der Menschen die »xier« und »sier« benutzen und habe es wiederholt berücksichtigt. Die Diskussionen in den vergangenen Jahren finden sich in der Kommentarspalte im letzten Teil dieses Artikels.
Illustrationscomic: Eine Figur mit rotem T-Shirt versucht nach einem roten Apfel zu greifen an einem kleinen Baum, erfolglos läuft sie weiter und sucht die Umgebung ab. Schließlich entdeckt sie einen Ast mit Astgabel.

Grammatik verstehen und benutzen

Das was grammatikalisch die 3.Person Singular ist, nennen ich auch »Tratschpronomen«. Es ist die Pronomen, die Menschen benutzten um über andere zu reden. Wenn die Person über die gesprochen wird nicht anwesend ist kann sie natürlich nicht unterstützen oder korrigieren. Die Grammatik der Pronomen kann einschüchternd sein, aber es ist großartig die richtigen Pronomen für Menschen zu verwenden, die müssen nicht perfekt angewendet werden, um Respekt auszudrücken. Beispiele helfen, Neopronomen ganz schnell verwenden zu können: Pronomen-Bausätze mit Beispielen im Vergleich.

Wer mit Grammatiktabellen weniger anfangen kann, kann zunächst auf die Deklination verzichten und nur die Grundformen verwenden also »xier« und »dier« statt »er« und »der« oder »sie« und »die«. Personalpronomen ersetzen die Eigennamen:

Xier will verreisen.

Possessivpronomen zeigen an was zu wem gehört:

Xier packt xiesen Koffer.

Das schöne am Possessivpronomen »xies« ist, dass es exakt so wie »ihr«, »sein«, »mein« und alle anderen geschlechtsneutralen Pronomen verwendet wird. Da werden genau die gleichen Endungen angehängt. Egal welches Neopronomen Verwendung findet, es macht vieles leichter zu wissen welches Possessivpronomen verwendet wird: verschiedene besitzanzeigende Pronomen.

Relativpronomen sind hilfreich um Nebensätze zu bilden und als Artikel vor Substantiven:

Diem Nachbar_in, dien wir vorhin trafen, bringe ich Post.

Und dann sind noch die vier Fälle zu beachten, oder zumindest Nominativ, Dativ und Akkusativ, da der Genitiv immer weniger genutzt wird. Aber wie gesagt Perfektion ist nicht das wichtigste.
Illustrationscomic: Eine Figur mit rotem T-Shirt läuft mit einem Ast mit Astgabel zurück zum kleinen Apfelbaum, holt den roten Apfel mit dem Ast herunter und isst ihn.

Verbreitete Verwendung

Wenn ich ehrlich bin, möchte ich eine weit verbreitete geschlechtsneutrale Alternative zu »sie« und »er«, mir ist egal ob die wunderschön oder hässlich ist, aber etwas was die Benennungslücke füllt und in der deutschen Grammatik funktioniert. Dafür zu prognostizieren welches Neopronomen das sein wird, ist es noch zu früh.

Die »xier« Pronomen gibt es über 10 Jahre. Das älteste Beispiel ihrer Verwendung findet sich 2012 in der Musikzeitschrift »Visions». Dort wird über Rae Spoon zu berichtet:

An der Musik lässt xier es jedenfalls nicht aus, die bleibt schön.

Spoon benutzt im Englischen »they« Pronomen, wurde zuvor angefragt und hat der Verwendung der »xier« Pronomen im deutschen Artikel zugestimmt. Es ist einfacher mich mit Neopronomen vertraut zu machen, wenn ich sie in den Medien die ich lesen, höre, schaue oder spiele direkt vorkommen: Zitate aus Büchern, Filmen, Serien und Videospielen.

Einen großen Anteil haben Medien bei denen »singular they« aus dem englischen übersetzt wird. Was Filme und Serien angeht sind »xier«-Pronomen bis 2021 die meistgenutzten deutschen Neopronomen. Der Artikel Darunter und Darüber analysiert die unterschiedlichen Ansätze der Übersetzung in Synchronisationen und Untertiteln.

Im Jahre 2021 beschäftigte sich sowohl die Presse als auch Social Media in Deutschland verstärkt mit gendergerechter Sprache und somit auch mit Neopronomen wie »xier« und »sier«. Das Thema ist gesellschaftsweit relevant geworden und wird breit diskutiert. Außerdem auffällig war das Interesse an Neopronomen von Lehrkräften von Deutsch als Fremdsprache an amerikanischen Universitäten und Schulen. Das »singular they« hat im englischsprachigen Raum eine so große Verbreitung gefunden, dass die Schüler_innen eine deutsche Entsprechung dafür im Unterricht einfordern. Der Sprachwandel bezüglich Pronomen ist dort einfach schon weiter fortgeschritten.

Illustrationscomic: Eine Figur mit rotem T-Shirt trägt des Ast mit Astgabel zu einer Gruppe von anderen Figuren, die in Entfernung winkend unter einem großen Baum voll mit roten Äpfeln steht.


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Weiterführende Links


Geschlechtsneutrale Grammatik

Blogeinträge von Illi Anna Heger, auf annaheger.de.

Presse für xier und sier Pronomen

Übersichtsseite von Illi Anna Heger, auf annaheger.de.

Geplante Neuerungen für xier und sier Pronomen

Übersichtsseite von Illi Anna Heger, auf annaheger.de.


Gar nicht mehr neu – Neopronomen wie xier

Übersichtsartikel von Illi Anna Heger, auf lucia-clara-rochtaeschel.de, 11.03.2021.

Geschlechtsneutrale Pronomen entwickeln

Interview von Lena Mohr mit Illi Anna Heger, für Univativ Magazin, 18.04.2021.


Illi Anna Heger’s Grammatical Futurity

Artikel von Nichole Neuman, in „Seminar: A Journal of Germanic Studies“, Vol. 56 Issue 3-4, 12.11.2020, Seiten 302-321, ISSN 0037-1939, englisch.

Please Don’t Gender Me! – Strategies for Inclusive Language Instruction in a Gender-Diverse Campus Community

Buchkapitel von Angineh Djavadghazaryans, Seiten 269-287 in „Diversity and Decolonization in German Studies“, ISBN 978-3-030-34341-5, Palgrave Macmillan Cham, englisch, 13.02.2020.


Queer Comic Konversation

Webcomic von Illi Anna Heger und Sam Orchard für das Goethe-Institut Wellington in Neuseeland, Episode 2: Label, 10.08.2020.

Xier packt xiesen Koffer

Grammatik-Comic-Zine-Heftchen von Illi Anna Heger, 16.09.2013.

Minicomic 11: Xier

Einseiter von Illi Anna Heger, 15.05.2012.

64 Gedanken zu „Pronomen wie xier und sier

  1. Illi Anna Heger sagt:

    Willkommen in der Kommentarspalte der Pronomen ohne Geschlecht. Wenn ihr es mir und den Mitlesenden leichter machen wollt, erwähnt die Version der Pronomen ohne Geschlecht, auf die ihr euch bezieht. Die Kommentare sind chronologisch aufsteigend geordnet. Die neuesten Kommentare befinden sich zusammen mit dem Kommentarfenster ganz unten.

  2. Jan sagt:

    Hallo Anna,
    ich arbeite an einer Übersetzung aus dem Englischen und habe dieses Pronomenproblem. Die hier genannten Formen finde ich schlüssig und überzeugend. Bei einer Sache sehe ich allerdings nicht ganz klar. Ersetzen die Possesivpronomen sienir, sienis, sienim, sienin alle Fälle des grammatikalischen Neutrums (z.B. das Gewand, das Geschlecht u.s.w.) oder beziehen sich diese Formen allein auf das neu eingeführte 4 Geschlecht, dann würde es heißen: sien Gewand, sienes Gewandes, sienem Gewand, sienen Gewand?
    Danke,
    Jan

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Jan,

      super dass du unsere Pronomen gut findest. Nach welchen Kriterien hast du die beste Pronomenvariante ausgesucht? Kannst du mir die Links geben für Seiten die du auch recherchiert hast (die ich noch nicht verlinkt habe).

      Die Possesivpronomen sienir, sienis, sienim, sienin beziehen sich nur auf das 4. Geschlecht, welches sich auf Personen und nicht auf Gegenstände bezieht. Genau wie du vorschlägst würde es heißen: sien Gewand, sienes Gewandes, sienem Gewand, sienen Gewand.

      🙂
      Anna

  3. anette sagt:

    hallo anna,
    neeee… ich muss dir und sarah danken, dass ihr das mit den geschlechtsneutralen pronomen ausgefuchst habt!!! ich kann auch nur schwer glauben, wie wenig sich geschlechtsneutralität in deutscher sprache bisher durchgesetzt hat. immer wenn ich in den usa bin, ist es so toll, wie leute einfach ‚they‘ benutzen, statt mich in die ‚he‘ oder ’she‘ schublade zu stecken und ich so viel weniger über meine geschlechtsidentität nachdenken muss!!! ich hoffe irgendwann ist das mit den pronomen so normal, wie sich auch der unterstrich mittlerweile in manchen kreisen durchgesetzt hat.

    danke also an euch sagt:
    dier anette.

    • Lia sagt:

      Juhus..

      dank dir fuer die Antwort, bin mir aber nicht ganz sicher ob mir eure Lösung gefällt.
      Ich finde die Kombination etwas unglücklich, da bei den Personal- und Possesivpronomen immernoch das ’sie‘ überwiegt.
      So rein vom Gefühl her würde ich das ’s‘ durch ein ‚x‘ ersetzen. Es wär ein guter Hinweis auf crossgender und man erhält eine fast ähnlich Aussprache. Durch den schärferen x-Laut wird aber wieder verdeutlicht, dass man sich oder andere eben nicht als ’sie‘ oder ‚er‘ identifiziert.

      Lia

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Lia,

      ich finde die Idee mit den ‚x‘ schön. das würde bestimmt auch gut aussehen. Vielleicht hast du ja noch andere Ideen und magst die hier posten. Wenn Du woanders was dazu postest/gepostet hast, würde ich das gerne verlinken.

      Ich denke das die Ausprache beim ’s‘ ist vielleicht doch klarer ist. Ich bin da noch nicht entschieden, weil mir ‚x‘ in seiner Ungewohntheit gut gefällt.

      Vom grammatikalischen her sind die Personalpronomen eher den maskulinen Pronomen ähnlich als den femininen. Wir haben uns ja an den Endungen der Fragewörter orientiert und die entsprechen den maskulinen Pronomenendungen. Daher führt der Anfangsbuchstabe ’s‘ eher zu mehr als zu weniger Gleichgewicht zwischen den zwei herkömmlichen Pronomensätzen.

      (Freue mich über Deine Kommentare)

    • Lia sagt:

      Juhus again..

      Das mit den Personalpronomen kann ich so nicht bestätigen.
      Sier klingt wie ein Zusammenschub von sie und er mit einer dominanz auf sie, weil es als erstes steht.
      Siem und sien hören sich für mich an wie eine verweiblichung der maskulinen Pronomen und nicht wie eine Neutralisierung.
      Xier, xiem und xien würde da ein bisschen Abhilfe schaffen. X für Cross, x für durchgestrichen, x für nicht vorhanden und trotzdem folgt es noch dem deutschen Sprachgefühl.

      Hab übrigends nirgendwo sonst über das Thema gepostet, weil der Artikel hier bis jetzt der einzige ist, den ich finden konnte ^^

      Lia

    • Lia sagt:

      Hmm.. noch ein paar Gedanken ^^

      Die Kombination „es siem“, wie zum Beispiel in „Gib es siem“, kann sehr schnell klingen wie ein „Gib es ihm“.
      Bei einem x-Laut kann es jedem selbst überlassen bleiben, wie start das x betont wird. Es kann ein sanftes x sein, was fast genauso klingt wie siem, aber auch ein scharfes x um es von einem vorgegangenen s deutlich zu unterscheiden. Mit dem x hätte man im obrigen Beispiel keinelei probleme das „xiem“ vom „ihm“ abzugrenzen.

      Lia

    • Illi Anna Heger sagt:

      @ Lia

      Mittlerweile bin ich ziemlich begeistert von xier, xies, xiem, xien. Du hast mich mit den verschiedenen Bedeutungen von x überzeugt. Mir ist jetzt auch aufgefallen wie nah das x am *. * wird eh schon benutzt um Vielfalt und Alternativen zur verordneten Zweigeschlechtlichkeit aufzuzeigen (entsprechend auch der Link zu Persson Perry Baumgartinger und der allererste Link oben).

      Was die Ausprache angeht bin ich ganz angetan von [ks] also [ksiːr], [ksiːz], [ksiːm], [ksiːn]. Sobald ich Zeit habe werde ich Pronomen ohne Geschlecht 3.0 anlegen.

    • Illi Anna Heger sagt:

      @ Lia

      Ich würde dich gerne zitieren, weil du die Form und Ausprache von den Pronomen ohne Geschlecht maßgeblich beeinflusst hast. Unter welchem Namen möchtest du zitiert werden?

  4. Lucy sagt:

    Hallo!
    Erstmal Respekt für die viele Arbeit, die hier drinnen steckt! Ich dachte nicht, dass ich doch noch mal deutsche geschlechtsneutrale Pronomen finde! 🙂
    Ich habe aber ein paar Verbesserungsvorschläge 😛
    1. Ich würde das e weglassen, einfach damit die Promomen kürzer sind und weniger aus der Reihe fallen (also xir statt xier, dir statt dier etc). Ich finde, das klingt auch besser, aber das ist vermutlich nur Geschmackssache.
    2. Die Possesivpronomen kommen mir sehr konstruiert vor und wenig intuitiv. Mein Hauptproblem ist denke ich, dass xieser,xiesem,xieses etc. mir zu sehr wie dieser,diesem,dieses etc aussieht, was ja eine ganz andere Bedeutung hat. Daher das Problem mit der Intuition. Mein Vorschlag wäre, als Stamm xin oder xir zu nehmen ( da muss ich mich selbst noch entscheiden, wobei ich zu xir tendiere 😉 ). Außerdem liegt mir die Endung im 1. und 4. Fall nicht – wahrscheinlich, weil die Wörter durch sie eine zusätzliche Silbe bekommen, wodurch sie wieder aus dem Rahmen fallen. Ich würde die Endungen einfach weg lassen. Dadurch sind die Pronomen zwar identisch wie die für sächliche Besitztümer, aber da viele Pronomen sowieso nicht „einzigartig“ sind, wäre das mMn nicht weiter schlimm.
    Die Possesivpronomen sähen dann also so aus:

    1. Wer schreibt? Xir Kolleg*, xire Kollegin, xir Kollege und xir Kind lesen und schreiben.
    2. Wessen schäme ich mich? Ich schäme mich xires Kolleg*, xirer Kollegin, xires Kollegen und xires Kindes.
    3. Wem gehört das? Das gehört xirem Kolleg*, xirer Kollegin, xirem Kollegen und xirem Kind.
    4. Wen suchst du? Ich suche xir Kolleg*, xire Kollegin, xiren Kollegen und xir Kind.

    Das gleiche gilt dann auch für die Adjektive.

    Falls ich diese Pronomen (evtl. in der abgewandelten Form) irgendwo für mich verwende, soll ich dich dann als Quelle angeben? 🙂

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Lucy,
      danke für die Komplimente. Es gibt immer wieder auch wo anders geschlechtsneutrale Pronomen. Die versuche ich alle zu verlinken, weil ich mich sehr drüber freue.

      Wenn Du die Pronomen verwendest, wäre es super wenn Du mich, annaheger, beziehungsweise die Blogseite über die Pronomen ohne Geschlecht verlinkst. Wenn Du sie anpasst finde ich das auch gut und würde mich über Erwähnung freuen. Ansonsten sind auch Emails toll, wenn es irgendwo neue Pronomen ohne Geschlecht gibt oder meine von hier verwendet werden.
      Ich hab mir eh überlegt dass meine Pronomen von der Benutzung abgeschliffen und verändert werden. So könnten welche auch einfach nur xier, xies und dier nehmen und gucken wie sie sich in die gesprochene Grammatik einfügen. 🙂

      Danke auch für deine Verbesserungsvorschläge. Ich gebe gerne meine Antworten drauf.
      zu 1) Mit dem “ie” ist die Aussprache eindeutiger als bei einem “i”. Letzteres könnte lang oder kurz ausgesprochen werden. Deswegen habe ich mich für die erstere Schreibweise entschieden. Die Länge sehe ich nicht als Problem und ich finde es gut, dass es ein bisschen raussticht.

      zu 2) Mir kam die Unterscheidung von den vier Fällen sehr wichtig vor. Deinen Vorschlag ein Pronomen unabhängig vom grammatikalischen Fall zu benutzen, -also den Basissatz xier, dier und xieser zu benutzen- finde ich eine gute Idee. Das vermindert das Nachdenken über den Fall jedes Mal wenn das Wort benutze. Ich bin gespannt wo Du diese Pronomen verwendest und wie es sich auf das Textverständnis auswirkt. 🙂

  5. Tjark Johannsen sagt:

    Hey, ich find es zwar gut, dass du dir so viel Mühe machst, damit jeder in der deutschen Sprache gleich benannt werden kann, aber ich finde es etwas unnötig, denn für ein unbestimmtes Geschlecht gibt es schon einen deutschen Pronomen, der da wäre „es“.
    Ich persönlich bevorzuge es sogar mit „es“ angesprochen zu werden, wenn es für mich bedeutet, dass ich nicht mit meinem angeblichen Geschlecht angesprochen werde.
    Dieses ganze neue Pronomen erfinde, finde ich persönlich nur verwirrend und falsche Erwartungen weckend. Wer kann erwarten, dass er oder sie oder es, mit diesen im Internet erfundenen Pronomen außerhalb des Internets angesprochen wird?!
    Jemand, der mit solchen Erwartungen auf ihm fremde Menschen zugeht, KANN nur enttäuscht werden, wenn er/sie oder es nicht auf „offene“ Ohren trifft.
    Ich selbst bin ftm und fände es äußerst befremdlich, wenn jemand auf mich zu geht und mir sagen würde: „Bitte sag xier, wenn du einen Pronomen für mich benutzen willst.“
    Solche Menschen KÖNNEN nur enttäuscht werden.
    Bitte versucht einfach offener zu werden und zwar nicht, in dem Ihr Sondernummern für Menschen erfindet, die sich nicht als ihr „angeborenes“ Geschlecht identifizieren, sondern nehmt sie als das hin als das sie sich identifizieren. Also als Er, Sie oder Es.
    Ich persönlich fände es verletzend, wenn man versuchen würde, nur weil ich mich nicht meinem „angeborenen“ Geschlecht zugehörig fühle, mit diesem Pronomen noch mehr von der normalen Masse abgehoben werden würde.
    Politisch korrekt oder was auch immer zu sein, bedeutet nicht immer neue umständliche Dinge zu erfinden, sondern einfach nur Menschen als das zu akzeptieren was sie sind.

    MfG
    Tjark

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Tjark,
      es freut mich dass du die Pronomen ohne Geschlecht im Internet -ge-funden hast. Die Pronomen ohne Geschlecht wurden jedoch nicht im Internet -er-funden. Zu der Zeit als wir den ersten Satz Pronomen auf ein Stück Papier geschrieben haben, gab es sowas auf deutsch nicht und es hat uns gefehlt. Es hat, meiner Meinung nichts mit besonderer Korrektheit zu tun, sondern damit dass ich und andere da einen Mangel an Worten hatten.

      Ich finde es wichtig die Selbstbezeichnungen von Menschen zu akzeptieren, grade in Bezug auf ihre bevorzugten Pronomen. Wie ich dich verstehe bist Du ein Transmann, der das Personalpronomen ‚er’ bevorzugt. Wenn ‚sie’ die einzige Alternative ist, würdest Du lieber mit ‚es’ angesprochen werden. Das kann ich gut akzeptieren und würde Dich nach Deinen Wünschen ansprechen. Umgekehrt gibt es cis-Frauen und Transfrauen die ausschließlich mit ‚sie’ angesprochen werden wollen. Das tue ich dann auch.

      Das Pronomen ‚es’ ist für einige problematisch weil es sächlich ist und sich auf Dinge bezieht, aber es gibt Anderen die Möglichkeit das für sie richtige auszudrücken.

      Es geht nicht darum ein neues Pronomen für alle Menschen, die auf dem Trans*spektrum sind, zu erstellen. Für Menschen die bewusst zwischen den beiden Geschlechtern stehen und das auch sprachlich ausdrücken wollen, ist ‚xier’ jedoch eine Möglichkeit das zu tun.

      Ein Beispiel wo ‚xier’ verwendet wird ist die Musikzeitschrift ‚Visions – Musik aus Leidenschaft’. ‚Xier‘ wird in der Übersetzung aus dem Englischen für Rae Spoon verwendet. Rae Spoon benutzt für sich selbst das, im englischen im Singular mögliche ‚they’. Ein pdf davon gibt es unter dem folgenden Link.
      Es gibt dort und in anderen Zusammenhängen ein offenes Ohr für Selbstbezeichnungen abseits der ausgetretenen Pfade.

      Der zweite Ansatzpunkt für solche Pronomen ist das Ersetzen des generischen Maskulin.

  6. Peep sagt:

    Ich bin ein wenig verwirrt. Mir scheint bei dem was ich lese, dass du eigentlich das zwanghafte Gendern bekämpfen möchtest, Räume schaffen willst, aber warum gibst du dann verschiedene Pronomen für verschiedene Geschlechter an? Wo steht da der Sinn?
    Nur als Erklärung, ich ordne mich in keines der gängigen Geschlechter ein. Dementsprechend hänge ich bei Pronomen oft in der Luft, weil Menschen einen immer als >ersieeswas ich denn nun sei<. Und nur, weil man das gängige Er/Sie/Es ersetzt, macht es das nicht besser. Dann werde ich trotzdem dasselbe gefragt. Das ist unsinnig.
    Es gibt viel brennendere Probleme, gerade was das Thema Gender angeht, aber bei Pronomen ansetzen? Und dann auch noch so?
    Dann kann man sich gleich bei einigen der übrigen Politiker einreihen, die gerne einmal Probleme an den Symptomen und nicht an der Wurzel bekämpfen.

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Peep!
      Pronomen ohne Geschlecht haben mir und anderen gefehlt. Deswegen macht deren Existenz viel Sinn für uns. Pronomen zu haben, löst aber nicht automatisch alle anderen Probleme rund um das Thema Gender. Das ist eben nur ein Thema und genau darum geht es auf dieser Blogseite.

      An welcher Stelle siehst Du das „zwanghafte Gendern“? Was genau stört dich daran, ich habe Dir noch nicht ganz folgen können.

      Für mich geht es um zwei wichtige Aspekte: mehr Pronomen für die Selbstbezeichung und ein Pronomen, welches den generischen Maskulin ersetzen könnte.

      Manche Menschen die zwischen den Geschlechtern stehen, wollen für sich ein anderes Pronomen als ‚sie’ und ‚er’ benutzen. Das gilt aber nicht für alle, klar. Das Pronomen ‚xier’ ist ein Möglichkeit und wenn sie Dir nicht sinnvoll erscheint wirst Du sie nicht benutzen. Die Betonung liegt auf -Selbst-bezeichnung.

  7. Flo sagt:

    Hallo Anna,
    müßte es nicht der Vollständigkeit halber noch Pluralformen bei den Possessivpronomen geben oder habe ich da jetzt einen Denkfehler?
    Also so was wie:
    Xiese Kolleg_innen sind nett. Ich schäme mich xieser Kolleg_Innen. Ich gebe xiesen Kolleg_Innen einen Hinweis. Ich finde xiese Kolleg_innen nett?
    dier Flo

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Flo,

      Substantive im Plural unterscheiden sich: Kolleginnen, Kollegen und Kolleg_innen. Die Pronomen sind jedoch immer die gleichen wie bei den beiden herkömmlichen Pronomen im Plural. Du hast das ja in deinem Kommetar gleich auf Kolleg_innen angewendet. So würde ich das auch machen, aber weil es gleich ist, habe ich es nicht extra aufgeführt.

  8. Project Enigma sagt:

    Hallo!

    Ich verfolge sowohl Deine Comic(Zines) als auch Deine Ideen zum indefinitiven/… Pronomen schon ne Weile.

    Was mich hier noch etwas irritiert ist:

    1. Es fehlt an echten Demonstrativpronomina. Wir haben ja an herkömmlichen deiktischen Pronomina zum einen das einfache, was auch Artikel und Relativpronomen ist (der/die/das/…), zum anderen noch die Varianten diese/… und jene/…

    (Wenn ich gerade über diesen Punkt nachdenke: an sich bräuchte es generell eine Erweiterung der sogenannten pronominalen Deklination, denn wie drückst Du sonst so etwas wie „ein* solche* Mensch*“ indefinitiv/aluid* aus, analog zu „dier schöne****? Mensch*“, bei letzterem gibt es im Akkusativ einen Unterschied: m: „den schönen Mensch“ vs. f: „die schöne Frau“ – indefinitiv: „dien schöne? Mensch*“? s. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Deklination#Adjektive.2C_Pronomen_und_Artikel )

    2. Das Possesivpronomen „xieser“ etc. hätte ich ohne Erklärung eher als eine Entsprechung zu „dieser/diese“ (sprich als Demonstrativum) gelesen. Wie wäre es mit „xein…“, dekliniert entsprechend zu https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Deklination#Possessivpronomen_und_der_unbestimmte_Artikel (auch hier müsste die Deklination natürlich erweitert werden, wenn das Bezugswort indefinit ist)? „xihr“ ist ja schon belegt mit dem klanggleichen „xier“ als Personalpronomen.

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hi,
      freut mich dass meinen Comics folgst.

      Die Zusammenstellung alternativer Grammatik ist unvollständig. Das soll nicht irritieren. Die Neuentwicklung braucht Zeit und wahrscheinlich wird es hier auch noch eine Weile (vielleicht immer) nur eine unvollständige Grammatik ohne Geschlecht beziehungsweise mit vielen Geschlechtern zu finden sein. Für kommende Versionen der Grammatik ohne Geschlecht gibt es jetzt eine Seite für Veränderungen, Ergänzungen und Neuerungen.

      Es fehlen unterschiedliche Grammatikbestandteile, wie Du ja in Deinem Kommentar ansprichst:

      Adjektivendungen fehlen noch. Ein ersten Versuch gibt es bei Neuerungen, der ist aber noch nicht ausgegoren und vielleicht noch unpraktikabel.

      Demonstrativpronomen wie diese*, jene* und solche* fehlen. Grade ersteres würde ich öfter benutzen. Im Moment kann ich den Mangel umgehen in dem ich auch dort xier, xies, xiem und xien verwende.

      Was xies und xieser angeht, bin ich grade am überlegen ob ich sie austauschen sollte. Bei den Neuerungen wird beschrieben warum es Sinn macht das Personalpronomen des Genitivs, xies, mit dem Possessivpronomen des Nominativs, xieser, zu tauschen.

      Deine Vorschläge xein und xihr überzeugen mich im Moment noch nicht, aber ich werde die beide mal im Hinterkopf behalten.

      Nochmal, vielen Dank für deine Kommentare.

  9. sakura sagt:

    Ich mag geschlechtsneutrale Sprache, aber ich habe immer ein ungutes Gefühl dabei. Genau wie bei gegenderter Sprache. Ich wurde den größeren Teil meines Lebens falsch gegendert. Dass das jetzt nicht mehr so ist, ist mir sehr wichtig, und geschlechtsneutrale Bezeichnungen sind definitiv auch falsches Gendern für mich. Im Prinzip ist Xier für mich wie die softere Variante des Sachlichen (also das, es) oder der sachlichen Form. Und das ist für mich, und die meisten Menschen die eine ähnliche Geschichte haben wohl auch, einfach mal eher eine Beleidigung. Daher habe ich meine Versuche mit geschlechtsneutraler Sprache schnell wieder aufgegeben, und ich verwende in Momenten in denen ich auf Sprache achte das generische Femininum. Das geht auch leichter.
    Es sollte vielleicht eine allgemeine Form geben, in der Geschlecht keine Rolle spielt, und eine geschlechtsneutral gegenderte, also für Leute die größtenteils nicht Frau, Mann, Junge, Mädchen oder mehreres davon sind. Damit käme ich gut klar, abgesehen von dem Punkt dass ich nicht Grammatik-Nerdin (^^) genug bin um so komplizierte Sprache wirklich nutzen zu können.

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Sakura,

      wenn Du ein herkömmliches Pronomen hast, dass dich gut beschreibt, sind xier, xieser und dier nicht für dich gemeint (siehe Zine mit Version 3.2 S. 24), ausser wenn allgemein über einen einzelnen Menschen gesprochen wird und kein Geschlecht festgelegt werden kann (siehe Zine mit Pronomen Version 3.2 S.19). Viele Menschen wollen nicht geschlechtsneutral gegendert werden. Bei denen mache ich es nicht. Schau doch nochmal die beiden Seiten im Zine an, da werden genau die von dir angesprochenen Themen behandelt und ich denke, in deinem Sinne.

      Ich benutze das generische Femininum auch, aber eher um etwas aufzuzeigen. Ich würde lieber eine generische Form ohne Geschlecht oder mit vielen Geschlechtern verwenden.

  10. Joachim Losehand (@losehand) sagt:

    Drei bitte konstruktiv zu verstehende Anmerkungen:

    Die Bezeichnungen “Aliudum” und “Generalium” sind aus der Quellensprache Latein falsch gebildet.
    – “Aliud” ist selbst schon Neutrum Singular nach der pronominalen Deklination und bildet darum keine “um-Form” (gemäß o-Deklination).
    – “Generalium” ist die Form für den Genitiv Plural (n./f./m.), die analog richtige Forum ist “Generale” (Neutrum Sg.).
    Grammatikalisch richtig sind also die Geschlechter “Femininum, Neutrum, Maskulinum, Aliud, Generale” (= alle 1. Fall Neutrum Singular).

    Nebenbei vermisse ich einen Verweis auf das im Skandinavischen bekannte “utrum” (“jedes von beiden”), das in gewisser Weise das “Indefinitivum” der Sylvain-Konvention aktiv verwendet, ohne damit natürlich identisch zu sein.

    Der Vorschlag, die Pronomen neu mit dem ja eigentlich fremdsprachigen Buchstaben “X” am Anfang zu bilden, also dem ks-Laut bzw. gs-Laut – stets in Kombination mit hellen Vokalen, halte ich persönlich für wenig überzeugend und erfolgversprechend, sowohl als phonetischen Gründen, wie auch aus aus sprachhistorischen. Das Deutsche bildet regelmäßig keine Wörter mit beginnenden ks- bzw. gs-Lauten, afaik mit Ausnahme im Mittelbairischen, wo wir “Gsell” und “Gselchts” kennen, wobei allerdings in der gesprochenen Sprache das geschriebene “e” elidiert wird (vgl. “Gfoa” für “Gefahr”).

    (Auch der Vorschlag, “Zauber*” als “Zauberstern” zu lesen, dreht das übliche Verhältnis um, denn Abkürzungen und abkürzende Zeichen wie das “&” für “und” (aus “et”) entstehen aus Langformen.)

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Joachim,
      es fällt mir nicht schwer die Anmerkungen als konstruktiv zu verstehen. Dank Dir für Deine Mühe. Hier meine Überlegungen dazu.

      Den Hinweis wegen der falschen lateinischen Herleitung habe ich zur Seite Neuerungen hinzugefügt. Utrum scheint eine gut Bezeichnung für den allgemeinen Fall darzustellen. Es muss sich zeigen ob da Menschen die weder weiblich noch männlich sind auch damit gemeint sind, weil es sich ja nur auf „beide“ also männlich und weiblich bezieht. Ich habe noch keine Idee für einen Ersatz vom Aliudum. Ein richtige Bezeichnung mit der Endung -um würde ich Aliud vorziehen.

      Ich sehe nicht wieso „x“ ein fremdsprachlicher Buchstabe sein sollte auch wenn er eher im Wortinnerern als am Wortanfang verwendet wird. Eben weil er selten am Anfang benutzt wird, eigenet er sich meiner Ansicht gut für ein neues Pronomen. Das x hat wie im Zine beschrieben noch andere Vorteile. Sehr oft wird im schweizerdeutschen natürlich auch noch gsii (= gewesen, gesproch [ksi:]) verwendet.

      Du hast, wie ich herauslese, einen solideren sprachwissenschaftlichen Hintergrund als ich. Vielleicht magst Du eine Alternative für den Stamm der neuen Pronomen vorschlagen. Einen, der mit hellen Vokalen funktioniert und sich phonetisch und sprachhistorisch besser einpasst. Das würde mich interessieren, schreib doch hier oder per Email.

      Zauber* wird schon als Substantiv mit vielen Geschlechtern verwendet und auch „Zauberstern“ ausgesprochen. Bei Gelegenheit kuck ich mal ob ich da ein Zitat/Quelle finden kann. Je nach Kontext funktioniert das auch sehr gut. Es ist aber kein Vorschlag von mir.

    • Joachim Losehand (@losehand) sagt:

      Hallo Anna,
      1) Begriffe auf „-um“ würde ich nicht dezidiert suchen, wenn es gute in anderen Deklinationen gibt. Wir sagen ja auch nicht in der Grammatik „Pronominum“, „Nominum“, weil es lat. „pronomen“ und „nomen“ heißt (3. Deklination Neutrum auf „-men“). Latein ist ja nicht alles, was auf us, a, um endet … 🙂
      2) Das Utrum wird als grammatikalisches 3. Genus verstanden, bei dem das Geschlecht des Begriffs wie das des Bezeichneten offen bleibt, jedoch natürlich ein Zwei-Geschlechter-System inkl. „keines von beiden“ voraussetzt. Utrum = bezeichnet sowohl Weibliches wie Männliches wie keines von beiden (= Neutrum = Ne-Utrum). „Kind“ wäre eine geeigneter Anwendungsfall.

      3) Das „X“ ist vom Altgriechischen über das Lateinische zu uns gekommen, hat dort teilweise gs- und cs-Doppelkonsonanten ersetzt (X gesprochen wie Ksi) und ist dann zu uns weitergewandet. Siehe auch später „Hexe“ aus „hag~“/“heg~“/“haeg~“ Afaik ist das „X“ am Wortanfang immer Hinweis auf ein orig. griech. Fremdwort.

      4) Ich glaube nicht, daß die Einführung neuer kompletter Pronomen-Deklinationen ins Deutsche überhaupt ein erfolgversprechendes Projekt ist, was vor allem daran liegt, daß solche grundlegenden Sprachreformen von allen Nationalstaaten und Dialektgruppen (hochdeutsche im Süden, niederdeutsche im Norden) einhellig mitgetragen werden müssen. Sprachreformen sind ja historisch eher Projekte von Nationalstaaten zur inneren und äußeren Stärkung und das Deutsche wird in 5 Staaten Mitelleuropas gesprochen. Ob nach den Erfahrungen der Neuen Deutschen Rechtschreibreform von 1996ff. und der nach wie vor breiten Ablehnung und dem faktischen Wildwuchs (alle schreiben wieder wie zu Goethes Zeiten – wie sie wollen) das ein die Anstrengung lohnendes Unterfangen ist, wage ich zu bezweifeln.

      Denkbar und reizvoll hielte ich aber die Einführung eines weiteren 4. Genus – Utrum (u.) oder Aliud (a) – in bestehende Deklinationen, wo aktuell nur zwischen f./m. und n. unterschieden wird, d.h. im Singular d. 3. Person und einen Rückgriff auf bereits (in deutschen Dialekten) bestehende und darum z. T. vertraute Formen.

      Bspw. bei Personalpronomen neu: „er/sie/se/es“, bei Possessivpronomen neu: „seiner/ihr/ihrer/sein“. Beispiel: „se (u.) ist seiner (m.) Freund“.
      … und eine Anpassung, bei unbestimmten Artikeln: „einer/eine/ein/ein“: „einer Mann“ [m.] anstelle von „ein Mann“, „ein“ sowohl für Utrum/Aliud als auch Neutrum.
      … bei bestimmten Artikeln: „der/die/des/das“ wobei „des“ = Utrum/Aliud.

      (Die „neuen“ Formen „se“ – langes „es“ -, „seiner“ und „des“ – langes „e“ – habe ich aus dem Mittelbairischen entnommen.)

      Grüße, Joachim.

    • Illi Anna Heger sagt:

      @Joachim

      1+2
      Ich bevorzuge eine Endung mit -um, weil es für Menschen, die nicht so in Grammatikthemen drinstecken die Zuordnung zu Femininum und Maskulinum erleichtern. Das Utrum als Gegenteil von Neutrum und somit für belebte Substantive gefällt mir schon auch, eben als Ersatz des Generalium. Vielleicht magst du mir eine Alternative für Aliudum vorschlagen, die (diesmal) grammatikalisch richtig hergeleitet auf -um endet. Bin nicht genug bewandert im Latein um das zu machen.

      3
      Cool, danke für den Input.

      4
      Bei dem was ich hier mache geht es ja nicht um eine von oben verordneten Sprachreform, sondern eher darum ein System für Leute vorzustellen, die Bedarf nach Aliudum und Generalium haben. Das ist eine Einführung von unten. Statt um die Stärkung des Nationalstaates (ne darum gehts echt nicht) geht es mir um die Stärkung von all denen die mit den herkömmlichen Pronomen nicht beschreiben lassen (wollen).

      5 : aus dem mittelbayrischen
      Danke für den neuen Ansatz. Das sieht interessant aus, weil sich se gut zu er, es und sie einfügt, es ist vielleicht vom Klang zu nah am sie. Es käme drauf an wie die verschiedenen Fälle umgesetzt werde. Was die Possessivpronomen angeht, reicht es nicht eine neue Endung zu haben, auch der Stamm muss sich beim 4.Geschlecht unterscheiden sonst funktionieren die Bezüge nicht. Das klappt bei deinem Beispiel nicht eindeutig. Der Stamm bezieht sich auf die besitzende Person und die Endung auf die Person die sie besitzt.

  11. Jojo sagt:

    Liebe Anna, benutzt Du die Pronomen auch im Alltag? Mich würde mal interessieren wie es klingt. Hast Du nicht Lust mal ein paar Sätze aufzunehmen oder ein Video zu machen?
    Viele Grüße, Jojo

    • Illi Anna Heger sagt:

      Ich benutze die Pronomen beim Sprechen, wenn ich über Menschen rede die das Singular they für sich auf English benutzten (Aliudum). Im Deutschen ist das noch nicht so etabliert, da würde ich es jederzeit auf Wunsch machen. In bestimmten Kontexten benutze ich die neuen Pronomen im Generalium. Es gibt Textbeispiele im ComicZine. Das wird so gesprochen wie du es liest. Ich werde keine Audio oder Videoaufnahmen von mir hochstellen.

  12. Robin sagt:

    Ich weiß, der Eintrag ist schon eine Weile her, aber ich wollte mal mein Problem mit xie schildern.
    Kurz zur Erklärung, ich bin Agender und bevorzuge deshalb geschlechtsneutrale Pronomen. Ich möchte xie aber nicht nutzen, weil es einfach zu sehr nach sie klingt, wegen dem ks-Laut am Anfang. In Konversationen geht das x dann unter, die Menschen nutzen dann trotzdem sie (weil sie es eben so verstehen), ich muss das dann erst ewig verbessern…
    Als Alternative bin ich deshalb auf sei umgestiegen. Erstmal klingt das dem englischen They sehr ähnlich, was zumindest in meinem persönlichen Umfeld bekannt ist, und dadurch, fällt der Umgang mit sei auch leichter.
    Ich finde xie deshalb nicht schlecht, und wenn das ein Mensch für sich bevorzugt, benutze ich das natürlich auch, aber für mich passt es eben nicht

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Robin,
      danke für deinen Kommentar. Die Pronomen in der Version 3.2 gibt es schon fast ein Jahr, aber ich diskutiere sie gerne.

      Das Pronomen xier ist aus einer Kombination von sie und er entstanden. Der Stamm ist von dem Wort sie und die Endung von dem Wort er, das zieht sich durch die gesamte Grammatik. sier wurde auf xier geändert, damit es keine Verwechslung mit anderen Wörtern im Sprachfluss gibt, aber auch noch aus anderen Gründen (siehe oben). Vielfach wird geäußert, dass die neuen Pronomen zu stark an die herkömmlich männlichen Version angelehnt sind. Das kann ich nachvollziehen, aber es hilft auch sie schnell zu lernen. Es überrascht mich, dass du bei der Benutzung von xier, an sie erinnert wirst.

      Ansonsten wird xie allein eigentlich überhaupt nicht verwendet, das ist nur der Wortstamm der noch die Endung bekommt.

      Dein Ansatz mit sei interessiert mich. Verzichtest du auf Endungen bei der Benutzung. Hast Du andere Endungen als ich? Ich würde mich über eine Übersicht oder einen kleinen Beispieltext freuen.

      Im Englischen mit dem singular they ist es ja viel einfacher weil es keine Abhängigkeit von Fällen gibt. Ich habe selber überlegt, ob ich nicht einfach das Plural sie verwenden will. Wie im Englischen würden dann auch die Verben im Plural stehen und die Verwechslung mit dem Singular sie wäre gar nicht so groß. Klingt halt „oberhöflich“ im Deutschen.

  13. Saku sagt:

    Ich schreibe an einem Fantasyroman über eine zwittrige Spezies, daher wollte ich fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn ich diese Pronomen verwenden würde?

    • Illi Anna Heger sagt:

      Ja du kannst sie gern verwenden. Sie sind ja geeignet wenn keins der binären Geschlechter festgelegt ist.
      Würde mich freuen wenn du mich zitierst. Ich würde auch supergerne später ein Stück deines Textes lesen wo die Pronomen vorkommen. 🙂

    • Saku sagt:

      Vielen Dank, und ich gebe in jedem Fall Credit 🙂
      Ein kurzes Textstück, in dem die Pronomen vorkommen, existiert bereits. Wenn du magst, kann ich es dir per Email schicken!

    • Illi Anna Heger sagt:

      Sakus Kaktus, schön, dass du einen backlink zu einer Geschichte geschalten hast wo die Pronomen ohne Geschlecht vorkomen.
      Du schreibst alle Pixies wären „zwittrig“. Zwitter geht in Richtung Schimpfwort und ist ein veraltetes Wort für intersex bei Menschen. Die Pixies haben doch eher gar kein Geschlecht als eine Mischung aus weiblich und männlich wie es „zwittrig“ andeutet. Ich fände es gut wenn du den einen Satz in der Ankündigung wie folgt umformulierst: Alle Pixies haben kein Geschlecht, deshalb benutze ich die Pronomen ohne Geschlecht von Anna Heger.

    • Saku sagt:

      Okay, jetzt komme ich mir ein bisschen blöd vor dafür, dass ich nicht nachgedacht habe. Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast. Ich wollte niemanden verletzen und habe das Wort „zwittrig“ auf die Genitalien bezogen, nicht auf das soziale Geschlecht. Das war offenkundig dumm von mir und tut mir leid und wird deshalb natürlich auch sofort geändert.

  14. Natasha sagt:

    Hallo!
    Ich suche Deutsche Geschlechtsneutraler Pronomen, und ich habe diese Webseite gefunden. Deutsch ist nicht meine Muttersprache; also, ich bin nicht sicher, wie diese pronomen sich deklinieren. Ich verstehe xier, xien, xiem und dier/n/m, aber xies, xieser und xiesen verstehe ich nicht. Im Vergleich mit weiblichen Pronomen, was ist xies, xieser, und xiesen? Danke sehr für Ihre hilfe!

    • Illi Anna Heger sagt:

      Sie geht ins Kino. = Xier geht ins Kino.
      Ich rufe sie an. = Ich rufe xien an.

      Sie geht mit ihrer Schwester ins Kino. = Xier geht mit xieser Schwester ins Kino.
      Ich rufe ihre Schwester an. = Ich rufe xiese Schwester an.

      Ich hoffe das hilft weiter. 🙂

  15. Sophia sagt:

    Hallo,

    ich habe als Lehrer folgendes Problem: Ich muss bei neutralen Pronomen auch Lernende mit einer LRS berücksichtigen oder mit Deutsch als Zweitsprache. Einige Gedanken dazu:

    „ie“ ist generall ungünstig, da es schnell wie „ei“ gelesen wird, insbesondere von Menschen, die bisher nur wenig bis gar kein LRS-Training hatten oder sich nie eigenständig eine Ersatzstrategie aneignen konnten.

    xier => sieht aus wie hier
    xies => sieht aus wie dies und wie bereits angesprichen „ich schäme mich seiner/ihrer“ wäre wohl mehr wie xieser, was aussieht wie „dieser“.
    xiem und xien sehen so weit OK aus (abgesehen vom „ie“).

    dier=> ist ein gern gemachter Fehler beim Schreiben von „dir“.
    dies = dies
    diem ist OK
    dien => wird zu dein und damit ebenfalls problematisch.

    Mit einem simplen „i“ wäre schon einiges gewonnen:
    xir/xis/xim/xin und dir(! AAAAH)/dis/dim/din.

    Da wir aber auch Umlaute haben, die es sogar vereinfachen nach Gehör zu schreiben (insbeondere ö und ü) würde ich tatsächlich folgende Schreibung bevorzugen:
    xör/xös/xöm/xön und dör/dös/döm/dön.

    Schade ist jedoch, dass bei diesem Konzept der Inklusionsgedanke verloren geht. Mit 4 Geschlechtern fächern wir weiter auf, obwohl wir dies im Schulsystem gerade bekämpfen wollen. Für Schüler mit Lernschwierigkeiten ist jedes weitere neu aufgeschriebene Pronomen ein neuer grammatikalischer Kampf, besonders wenn noch ein Migrationshintergrund hinzukommt bei dem die Eltern Deutsch schlechter beherrschen als das Kind. Schön wäre es, wie im Türkischen nur ein Pronomen zu haben, dass prinzipiell aber alle umfasst (das Türkische benutzt „o“/onun/ona/onu in der 3. Person singular).

    Ich werde die Pronomen mal in einer Mathematikaufgabe antesten und schauen, welche Debatte mit den Lernenden zu Stande kommt. Ich würde mich freuen, wenn Menschen mit LRS, mehrsprachigem Hintergrund und solche mit Lernschwierigkeiten beim Finden von Pronomen zukünftig Berücksichtigung finden.

    Weiter gutes Gelingen!
    Sophia

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Sophia,
      vielen Dank für deinen Kommentar.

      Zunächst habe ich ‚i‘ statt dem jetzt benutzen ‚ie‘ verwendet. Ich habe gewechselt weil ‚i‘ sowohl lang als auch kurz ausgesprochen werden kann und ‚ie‘ die lange Aussprache klar ist. Danke für die Hinweise zu welchen neuen Problemen das bei LRS führt.

      Deinen Vorschlag den Wortstamm aus ‚xö‘ und ‚dö‘ zu ändern behalte ich im Hinterkopf. Das entscheidende für mich sind bei den neuen Pronomen die Endungen. Der Stamm kann sehr einfach gewechselt werden. Es wird auch in der neuen Edition noch ein paar Änderungen geben bei den Endungen der Possessivpronomen (xies, xiesa, xiesam, xiesan).

      Grundsätzlich braucht es zwei neue Sätze Pronomen, der eine spezifisch für Menschen die sich nichtbinär verorten. (Menschen fehlte genau das bisher). Weiterhin sprichst du die Verwendung von einem Satz Pronomen für alle an, also mit unspezifischer Verwendung. Letzteres könnte dann ausschließlich verwendet werden. Ich selbst wollte jedoch zunächst was fehlte ergänzen und weniger die deutsche Grammatik erneuern. 🙂

      Ich finde es toll das du die Pronomen mit den Lernenden testen willst. Ich freue mich darauf noch mehr Feedback zu bekommen.

  16. Marek sagt:

    Ich finde das tauschen von genitiv und possesiv gut, ich glaube das habe ich intuitiv eh schon so gemacht. Mit den Adjektiven bin ich noch unglücklich weil die damit andere Fallbedeutungen bekommen, was den Nachteil hat dass es wahrscheinlich eher als Fehler wahrgenommen wird wenn man sie so verwendet. Ich hab da auch keine Lösung, vielleicht doch eine neutrale Endung, also trennung von Adjektiv ubd Geschlecht wie im englischen.
    Bei den eher linguistischen Theorieparts bin ich gedanklich nicht mitgekommen ^^;

    • Illi Anna Heger sagt:

      Marek,
      danke für das Feedback. Ich hab jetzt erstmal die Notizen hochgestellt um zu Sammeln, es kommt vielleicht auch nicht alles in die nächste Version, aber der Wechsel von Genitiv und Possessivpronomen auf jeden Fall. : )

  17. Dennis sagt:

    Hallo Anna, danke für diese Texte und Anregungen!
    Ich bin über die Science Fiction auf dieses Problem gestoßen: Wie schreibt man über Wesen, für die solche menschlichen Zuschreibungen und Deutungsraster schon deshalb gar nicht gelten, weil die Wesen nicht menschlich, vielleicht nicht binär oder nicht einmal biologisch sind? „DER Roboter???“ Eigentlich hätte es da viel, viel früher auffallen müssen …) Zum ersten Mal habe ich solche Gramatik aber erst im Roman „Diaspora“ von Greg Egan gefunden (1997, deutsch: Heyne, 2000 – „Hie“ …).
    Als ich die richtige Lösung für eine eigene Geschichte suchte, gefiel mir das nicht (mag aber auch am Gewohnheits-Konflikt gelegen haben) und ich habe Deine Version gefunden und übernommen.
    Ergebnis: https://42.merbach.net/vor-der-ernte/
    „Nach der Ernte“ wird in Erstassung dieser Tage fertig werden (auch auf 42.merbach.net). Erste Erfahrungen ansonsten: bei Lesungen echt anstrengend 😉
    Liebe Grüße
    Dennis

    • Illi Anna Heger sagt:

      Gerngeschehen,
      und es ist wohl eine Frage der Übung. Wir haben zu mehreren bei einen existierenden Text beim Vorlesen die Pronomen und zum Teil Substantive geändert. Das ging ganz gut und hatte auch voll einen Effekt wie ein neues Lesen des Textes.
      An die geschlechtliche Zuweisung von Tieren und nichtmenschlichen Wesen hab ich mich gewöhnt. Aber auch dort passen er und sie manchmal einfach nicht in den Text. Meine Pronomen sind denen gewidmet die sich in er und sie nicht wiederfinden, ob sie nun xier verwenden wollen oder was anderes.

  18. Ulli sagt:

    Liebe Anna,
    vorab möchte ich sagen, dass ich von deinen Ansatz, als ich ihm vor einigen Jahren erstmals begegnete, von Anfang an begeistert war. Mir gefiel an diesem so gut, dass die gewählten Formen stark den bisherigen Gepflogenheiten im Deutschen entsprachen und gleichzeitig ein Genus dabei heraus kam, das eindeutig anders als die anderen ist.

    Was die Beugung der Adjektive (adjektivischen Attribute) wie „nett“ in (feminin:) „die nette Studentin“ betrifft, möchte ich anmerken, dass in allen(!) Genera die Grundregel gilt:
    1. Wird ein Attribut von einem gebeugten Artikel/ Artikelwort begleitet, dann wird es -e, -en. -en, -e (Wer?. Wessen?. Wem?, Wen?) gebeugt.
    2. Wird ein Attribut NICHT von einem gebeugten Artikelwort begleitet, so wird es wie ein Artikelwort gebeugt. (Dies betrifft also die Fälle, wo ein Attribut entweder ohne Artikelwort „unterwegs“ ist oder aber dieses nicht gebeugt ist – wie in „ein guter Mann“).

    Beide Regeln gelten für alle Genera! Und von 24 Varianten (= 2 Regeln x 3 Genera x 4 grammatische Fälle), die dabei herauskommen, gibt es lediglich drei Ausnahmen: „den guten Mann“ statt „den gute Mann“, „guten Mannes“ statt „gutes Mannes“ sowie „guten Kindes“ statt „gutes Kindes“.

    Somit sind die eigentlichen Endungen der Adjektive (adjektivischen Attribute) an für sich bereits geschlechtsneutral!

    Angewandt auf dein Konzept eines neuen Genus würde dies bedeuten:
    Mit gebeugtem Artikelwort:
    (Wer?) „dier nette Student*in“, (Wessen?) „dies netten Student*in“, (Wem?) „diem netten Student*in“, (Wen?) „dien nette Student*in“.
    Ohne gebeugtes Artikelwort:
    (Wer?) „netter Student*in“, (Wessen?) „nettes Student*in“, (Wem?) „nettem Student*in“, (Wen?) „netten Student*in“.

    Da nun aber bspw. „nettem Jona“ sehr nach Maskulinum aussieht, wäre es günstiger, wenn die Beugungsendungen der Artikelwörter (zu denen ja auch die Possessivpronomen gehören) von den anderen Genera eindeutig verschieden wären. Dies spricht eigentlich sehr dafür, in deinem Konzept wieder zu -ir, -is, -im, -in zurückzukehren.
    Allerdings lässt sich hiergegen einwenden, dass es nicht üblich ist „nettem Jona“ zu sagen, sondern dabei den Artikel zu verwenden, „diem netten Jona“.
    Und bei „nettem Student*in“ wäre durch das Substantiv klar gekennzeichnet, dass es sich nicht um das Maskulinum oder Neutrum handelt.
    Aber was ist mit „Keiner hat etwas dagegen“, „Keinem ist zu trauen“? Alles doch auch Maskulinum! „Keinir hat etwas dagegen“, „Keinim ist zu trauen“ sind indes eindeutig.
    Ebenso „Angestelltir/ -is/ -im/ -in“ statt „Angestellter/ -es/ -em/ -en“ (= substantivierte Attribute).

    Bei meinen eigenen Überlegungen für ein geschlechtsneutrales Genus (www.ggenus.de) tendiere ich sehr zu einer Substantiv-Endung -ir – als Ersatz für -er („Fahrir“) bzw. -in („Studentir“) -, sodass mir eine Artikelwort-Endung -ir nicht allein wegen deren klanglich-assoziativen Nähe zum (maskulinen/ neutralen) Dativ nicht so gut gefällt. Auch würde ich substantivierten Attributen („Angestellter“) immer die Substantiv-Endung -ir geben wollen (obwohl dies in den anderen Genera nicht so gemacht wird!). Für die Artikelwörter (und somit auch für die Possessivpronomen etc.) tendiere ich dabei im Wer- Fall zu -ee.
    Zwar beruht mein derzeitiger Ansatz sehr auf dem Femininum, aber ich überlege zurzeit, doch wieder zu deinen Endungen zurückzukehren. Mal sehen. Aber -ee im Nominativ würde ich – vermutlich – beibehalten, damit -ir zur Substantiv-Endung werden kann und es das Dativ-Problem nicht gibt.

    Liebe Grüße!

    Ulli

  19. Sonderfall sagt:

    Hallo, ich habe Deine verschiedenen interessanten Ausführung über die Pronomen gelesen und sehe, dass das Konzept sehr gut durchdacht und ausgearbeitet ist. Deshalb hier meine eher als Fragen zu verstehenden Gedanken dazu.

    Dieses Konzept in der Alltagssprache zu verwenden, kann ich mir leider schwer vorstellen, weil es mir schlicht zu umständlich ist. Die neuen Pronomen sind komplizierter auszusprechen und haben schriftlich mehr Buchstaben als die herkömmlichen Pronomen. Vielleicht ist das auch eine Frage der Zielsetzung. So auffällige Formen eignen sich vielleicht besser, um sich von den anderen Genera abzuheben („Aliudum“), aber ich vermute weniger, um sich in der allgemeinen Sprache durchzusetzen.

    Vor einiger Zeit bin ich dazu gelangt, bei Bedarf den niederländischen Artikel Utrum „de“ zu verwenden. Durch Anhängen von -e oder -de an die einfachste Form lassen sich zu allen genusabhängigen Wörtern Utrum-Formen bilden. Wie weit man damit gehen will, ist flexibel. Dadurch wird eine Überforderung vermieden.

    • Illi Anna Heger sagt:

      Der Grund vom ursprünglichen s in sier auf das x in xier zu wechseln, war Verwechslungsgefahr bei sprechen, wo es ja im Alltag zu Kürzungen kommt. Da sich die Endungen der Personalpronomen an den zugehörigen Fragewörtern orientieren, sind die xier Pronomen eigentlich leichter zu lernen als manch andere Form. Die Possesivpronomen verwenden die gleichen Endungen wie ihr oder sein und sind deshalb auch schnell zu lernen.

      Die Artikel dier dies diem und dien sind sehr naheliegend und haben ähnliche Buchstaben wie die herkömmlichen Artikel.

      Vielleicht magst du ausführen woran du -e und -de anhängen willst.

    • Sonderfall sagt:

      Danke für die Antwort! Ich meine nicht, dass die xier-Pronomen schwer zu merken wären. In der Tat sind sie sehr konsequent aufgebaut.

      Hier ein paar Beispiele für das Utrum mit -(d)e:

      Bestimmter Artikel, Reflexivpronomen: de, dese/desse, deme, dene
      Personalpronomen: e/ere, seinere, ihme, ihne
      Sonstige Pronomen und Artikel: einde, einese, eineme, einene
      Adjektive starke Deklination: gutede, gutene, guteme, gutene
      Substantive mit Endung auf Konsonant: de Lehrere, dese Lehreres
      Substantive n-Deklination: de Studente, dese Studentes, deme/dene Studentene
      Substantive mit Endung auf Vokal: de Pädagogde, dese Pädagogdes
      Substantive auf -o/-a: de Maestre, dese Maestres

      Das -de ist nur eine Alternative für den Fall, dass ein Wort mit -e schlecht aussprechbar oder verwechselbar wäre. Ansonsten wäre es auch noch möglich, wie im Englischen und Niederländischen auf die Deklination teilweise zu verzichten.

  20. Eckhard sagt:

    Wenn man ein Utrum einführen will (was schwer genug bis unmöglich ist, wenn dieses noch neben Maskulinum und Femininum treten soll, statt wie in anderen germanischen Sprachen diese zu ersetzen), dann braucht man nicht nur Personal-, Possesiv- und Relativpronomen, sondern auch Formen für die Adjektive. Nach dem, was ich in diesem Dokument finde, wird -er, -es, -em, –en vorgeschlagen.

    Bei Possessivpronomen sollten die Endungen aber -a, -as, -am, -an sein. Wieso dieses Durcheinander? Das kann sich keiner merken, das wird keiner lernen.

    Also wenn es schon meina, meinas, meinam, meinan heißr, dann doch besser konsequent: kleina, kleinas, kleinam, kleinan. Und am besten gleich auch mit den Artikeln: eina, einas, einam, einan, vielleicht auch da, das, dam, dan. Dieselben Endungen taugen dann auch für Substsntive: Studenta, Schülera

    Ohne System hat das ganze keine Chance

    Allerdings hat auch das grade vorgeschlagene Probleme, einam großam geht nicht recht, da das erste -m ein weitetes -m normalerweise ausschließt (einem großen…).

    • Illi Anna Heger sagt:

      Vielen Dank für das strukturierte Feedback. Ja es stimmt, Adjektivendungen und Endungen der Possesivpronomen sollten sowohl aufeinander als auch auf die existierenden Formen abgestimmt sein. Bisher haben die Pronomenversionen nur jeweils Vorschläge für die zusätzlichen Endungen der Possesivpronomen und mit denen bin ich nicht zufrieden. Es wäre natürlich gut einen systematisch passenden Ansatz anzubieten, der einiges erleichtert. Abschleifen werden sich neue Formen sowieso im Gebrauch. Ein Ansatz könnte sein, keine Vorgaben für diese Endungen zu sein und zu warten was in „freier Wildbahn“ mit den Neopronomen passiert.

  21. Jannis sagt:

    Ein kleiner Erfahrungsbericht für alle, die Xier in ihren Geschichten verwenden wollen:
    Ein geschlechtsneutrales Pronomen war das, was ich für meinen Roman stets gebraucht hatte. Der Großteil der Hauptcharaktere ist darin aufgewachsen, ohne das Konzept eines sozialen Geschlechts zu kennen.
    Problem war: Etwa die Hälfte des Buches hatte ich bereits geschrieben, ohne Xier überhaupt zu kennen. Die Charaktere waren alle zwar an sich non-binary, doch da ich im Deutschen keine Möglichkeit gesehen hatte, habe ich aus Not dennoch Er und Sie benutzt, basierend auf ihrer Anatomie, und wie sie „in unserer Gesellschaft genannt werden würden“, worüber ich jedoch stets unzufrieden war.
    Ein Freund machte mich schließlich auf Xier aufmerksam. Ich war zunächst sehr skeptisch, da es doch sehr auffällig war. Es dauerte schließlich etwa zwei Tage, bis ich ohne eine Deklinationstabelle schreiben konnte, und jetzt nachdem alles fertig ist, kann ich das Pronomen sicher in meiner Sprache verwenden. Und vor allem fällt es mir nicht auf. Im Gegenteil: Auch in alltäglichen Gesprächen fallen mir nun Er und Sie besonders auf, während ich Xier in meinem Roman gewohnt überlesen kann. Dass Xier „komisch“ wirkt liegt letztlich ausschließlich an Gewohnheit.

    Wie gesagt war die erste Hälfte des Buches zunächst noch mit Sie und Er geschrieben. Und es fällt doch auf, dass Xier nicht gut funktioniert, wenn man einen bereits bestehenden Text einfach eins zu eins so lässt und lediglich alle Sies und Ers durch Xier ersetzt. Es beeinflusst schließlich den Textfluss, wohlgemerkt nicht negativ oder positiv. Rein intuitiv schreibe ich meine Sätze aber anders mit Xier. Besonders dadurch, dass die Personal- und Possesivstämme von Xier so ähnlich zueinander sind (Xier/Xies), im Gegensatz zu Er/Sein und Sie/Ihr, können Sätze schneller mal repetetiv wirken, was mein eigenes Sprachgefühl zumindes ein wenig komisch findet. Und Repitition kommt natürlich ebenso dadurch hinzu, dass die Variation von Er und Sie, zwei unterschiedlichen Pronomen, wegfällt und alles das selbe Pronomen ist (das trifft aber vermutlich eher auf meinen Roman zu, in dem die meisten Charaktere für all ihre Mitmenschen ausschließlich Xier benutzen, im Gegensatz zu alltäglicheren Gebräuchen, wo Xier nicht exklusiv, sondern ein zusätzliches Pronomen wäre. Dennoch, ein Beispiel: Er dreht ihr seinen Kopf zu. -> Xier dreht xiem xiesen Kopf zu. Ich würde das Problem schlicht lösen durch: [Name] dreht xiem den Kopf zu. Natürlich kann man sich noch viel übertriebenere Beispiele aus den Fingern ziehen (wobei, da kann man dann doch auch wunderbare Zungenbrecher machen (hmmm… Xier zieht xiesen riesen Ziegel, bis xien xies Ziegel-Ziehen zerbricht (ok da gibts bestimmt bessere))). Und außerdem gibt es Repititionen auch bei Nutztung gängigerer Pronomen: Ihr zeigt ihr ihr Haus/uns unser Haus. Auch nur eine Sache der Gewohnheit.

    Eine weitere Frage stellt sich mir natürlich dabei, wie das beim Vorlesen klingt. Und tatsächlich verhaspel ich mich da manchmal immer noch, aber auch nur, solange ich stur versuche das X schön deutlich auszusprechen. Davon ist ab und zu abzuraten. Oft passt denke ich ein scharfes S, ab und zu noch mit angedeutetem K davor. Nuscheln ist hier der Weg zu Erfolg, was ja bei den meisten Wörtern ohnehin so ist. Keiner sagt bei „keiner“ das R deutlich, als Beispiel. Weitere Fälle wären ein Xier nach einem Wort, das mit N endet und nach einem Wort, das mit T oder D endet. Beim N spreche ich ebendieses N eher wie nk aus, nur nicht ganz so deutlich. Bsp.: Ich bin xiem begegnet (gesprochen: Ich bink ßiem begegnet). Beim T oder D gibt es einmal die einfache Möglichkeit des scharfen S (Das hat xier mir gesagt („Das hat ßier mir gesagt.“).) oder die (für mich intuitive), den K-Laut und das D, bzw. T so halb zu tauschen (Das hak tsier mir gesagt.). Das klingt zwar etwas hässlicher in der Theorie, in der Praxis ist jedoch wieder Nuscheln angesagt. Die selben Beispiele mit Sie und Er werden schließlich meist auch eher genuschelt („Das hazie mir gesagt.“, „Das hatter mir gesagt.“).

    Mein Fazit: Xier ist ein sehr schönes Pronomen, das wunderbar funktioniert, und selbst mich als einst sprachpuristischen Skeptiker überzeugt hat. Es wird mich auf jeden Fall noch in vielen weiteren Projekten, und nicht zuletzt in meinem eigenen Leben, begleiten. Dass es auffällig sei, anders sei, „komisch“ klänge, ist nur eine Ausrede es nicht zu lernen. Benutzt es in Büchern, in Texten, in Filmen, beim Reden, überall, denn es ist toll.

  22. Carina sagt:

    Heyho,
    ich finde es klasse, dass Du Dir so viele wundervolle Gedanken um die Gestaltung der Pronomen machst.
    Danke, denn allein diese Diskussion gibt nicht binären Menschen wie mir vielleicht irgendwann die Möglichkeit auf ein offiziell anerkanntes Pronomen. Ich bin agender und mag keinen Bezug zum Geschlecht, weshalb ich mich leider mit xier etwas schwer tue, da es eine Vermischung von er und sie plus x ist und ich mich da leider gar nicht sehen kann (ich möchte dann lieber mit Namen genannt werden und Pronomen vermeiden, besser als es… ) . Ich freue mich jedoch sehr für diejenen, für die es eine angenehme Option ist. Vielen Dank für all Deine Arbeit! Du machst viele Menschen dadurch sehr glücklich!

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Carina,
      danke für Dein Feedback und Deine Begeisterung. Ich hoffe, dass es in der Zukunft eine weit verbreite Alternative zu sie und er für einzelne Menschen geben wird. Mir persönlich kommt es sehr auf die Verbreitung an. Im englischen benutze ich ausschließlich „singular they“. Im Deutschen fühle ich mich mit zurückhaltendem, vermeidendem Gendern am wohlsten, in Bezug auf Pronomen aber auch in Bezug auf Substantive, die mich beschreiben.

      Ich bin gespannt welches Pronomen eine weite Verbreitung haben wird. Für mich haben Pronomen eine starke Platzhalterfunktion, es ist mir nicht mal so wichtig ob sie besonders schön sind oder welche Historie sie haben, sie sind für mich wie Funktionsnamen oder Formelzeichen, etwas symbolisches.

      Wie gesagt, ich finde Deine Vorlieben sehr nachvollziehbar, lass mich trotzdem noch ein Lanze im speziellen für xier Pronomen brechen. Die besitzanzeigenden Endungen sind eh wie bei allen anderen Pronomen und der Stamm xies sehr separat von ihr und sein. Bei den Personal- (xier/xieser/xiem/xien) und Relativpronomen (dier/dies/diem/dien) geht es um die zugehörigen Fragewörtern. Das führt zu einer Nähe zu es Pronomen. Durch das x am Anfang hat sich xier von der Herkunft seiner Vorversion sier entfernt und einer Mischung von sie und er entfernt und bietet trotzdem Anschluss an vorhandene Grammatik. Je länger ich selbst die xier Pronomen (auch für mich) nutzte und in Medien konsumiere um so mehr entfalten sie ihr ein Eigenleben und ihre Symbolik.

  23. Rabenflueh sagt:

    Besten Dank für die extrem hilfreichen Texte.
    Hier meine paar Pfennige dazu…

    Wie bei der deutschen Sprache besitzt auch die Englische eine neutrale Form, „it“. Nicht so bei Latein-Basierten wie Spanisch, Italienisch, oder Französisch. In diesen Fällen ist die Problematik sogar viel krasser, weil maskuline und feminine Formen so tiefgreifend angewurzelt sind, und Alternativen schlicht nicht existieren.

    Dennoch betrachten Englisch-Sprechende den „it“ als „Objekt“, als abwertend, und somit als nicht optimal. Beim Deutschen „es“ eine ähnliche Mentalität zu finden, hat mich daher zum Teil nicht überrascht . Zum Teil aber schon, da es seit je her gewisse Verniedlichungen wie „Die Magd – Das Mädchen“ ins Neutrale rutscht. Es wäre daher gut denkbar, dass sich diese Form letztendlich doch noch bei uns als nicht-binäre Alternative durchsetzten könnte.

    Das Geschlechts-Neutrale „they“ im Englischen dagegen hat einen dissonanten Effekt im meinem Kopf, da es sich dort mit dem bereits Etablierten „they“ herumschlägt. Insbesonders bei Geschichten, wo die Dritte Person die Norm ausmacht, und daher mich ständig aus dem Konzept wirft und den Spass am Lesen schnell verdirbt… (Vielleicht die alternative Schreibweise „thei“ bei gleicher Aussprache könnte helfen?)

    Wir stehen noch ganz am Anfang einer echten, neuen, Schreib-Revolution, und ich bin meinerseits gespannt, was die Zukunft noch bringen wird. Selbst die männliche Form, die zunächst als „allgemein“ galt, später zum trägen „ja, wir wissen schon, dass es die gibt, die Frauen“ gewandelt ist, und langsam bessere Varianten findet, könnte dabei Helfen die Umwandlung in ein inklusiveres Sprachmodell voranzutreiben.

    Dies gesagt… Ich habe mich den zwei vorgeschlagenen Varianten mit Freude angesehen, und finde die Gründe für „xier“ pragmatisch einleuchtend, da es sich genügend von den anderen Wörtern abhebt und sich nicht mit ihnen zankt.

    Was mich eher zu der „sier“ Form neigen lässt ist es dessen Schlichtheit, und die gute Integration in die deutsche Gemeinsprache. „X“ ist nicht unbedingt eines der meistgenutzten Konsonanten oder Geräusche, die man bei der eher milderen Melodie der deutschen Sprache wiederfindet. Insbesondere überzeugend finde ich die zusätzliche Endung auf „-a“, um den neueingeführten „sier“ wo nötig zu unterstützen.

    Da habe ich mich gefragt, was wäre wenn diese Änderung ganz durchgezogen würde?
    Hier ein Beispiel als Alternative für männlich:weiblich (Freund:in), mit „sier“ im Possessiven:

    Nom. Meina Freunda // eura Freunda.
    Gen. Du schämst dich meinas Freundas // euras Freundas.
    Dat. Das gehört meinam Freunda // deinam Freunda.
    Akk. Wir suchen ihran Freunda // unseran Freunda.

    Oder mit sier / sie / er / es im Singularen „Freund-*“:

    Nom. Sies Freunda // siese Freundin // sies Freund // sies Kind.
    Gen. Sier schämt sich siesas Freundas // sieser Freundin // sieses Freundes // sieses Kindes.
    Dat. Das gehört siesam Freunda // sieser Freundin // siesem Freund // siesem Kind.
    Akk. Sier sucht siesan Freunda // siese Freundin // siesen Freund // siesen Kind.

    Dieser Einblick ist jedenfalls Wert mal in der Praxis umzusetzen, wie zum Ḅẹispiel in der Geschichtenerzählung oder -schreibung, um zu gucken wie es sich mal so anfühlt und wo es am meisten anhackt.
    Es wird vermutlich viel Zeit, Liebe, und Hartnäckigkeit brauchen bis sich das eine oder andere durchsetzen kann.

    In der Zwischenzeit: Fragen, Leute! Es kostet ja nix die Person mal nachzufragen, falls man unsicher ist.

    Beste Wünsche
    RabenFlueh

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Rabenflueh, danke für den ausführlichen Kommentar. Ich finde -a als Endung für die Substantive spannend. Ich benutze selber oft die Variante mit Unterstrich oder konstruiere die Sätze anders um explizit gegenderte Substantive zu vermeiden. Hier noch zwei Gedanken zu Deinem Kommentar:

      1) Singular they ist im Englischen seit über 400 Jahren etabliert. Das sehe ich das Problem der Dissonanz nicht. Es ist sogar älter als das singular you.

      2) Xier und sier gehörten zu den deutschen Neopronomen. Es gibt noch andere Neopronomen, die sich verbreiten zum Beispiel dey oder das eingedeutschte they. Ich denke in der Benutzung wird sich zeigen was gut funktioniert, wir sind da im Deutschen noch in der Aushandlungsphase. Wenn es allgemein um Menschen geht, funktioniert auch im deutschen die Mehrzahl ganz gut.

  24. Sonja Enste sagt:

    Hallo Anna,

    ich habe gerade deinen Blog gefunden und mir die Adresse sofort gespeichert. Ich bin selbst cis, aber finde die Emtwicklungen für eine geschlechterneutralere Sprache wahnsinnig wichtig. Ich bin hierher gekommen, weil ich nach einem Überblick gesucht habe, welche Möglichkeiten es gibt, und wie sie aktuell diskutiert werden. Besonders, dass du die Diskussion darüber darstellst, finde ich toll. Es geht ja nicht nur darum, jetzt einfach eine neue Regel einzuführen, sondern den eigenen Blick auf die Welt durch das Ringen mit der Sprache zu entwickeln.

    Also, das wollte ich nur mal als Kompliment da lassen.
    Eine schöne neue Woche
    Sonja

  25. Silke sagt:

    Hallo Illi,

    spannend, was du hier alles zusammengetragen und entwickelt hast. Die neutralen Possessivpronomen mit der Endung -a finde ich schwierig, weil es im Deutschen viele Endungen auf -er gibt, die -a gesprochen werden. Viele Grüße!

  26. Ré Gaal sagt:

    Hallo!
    (Ich entschuldige mich im Voraus für jegliche Sprachfehler; Deutsch ist nicht meine Erstsprache.)

    Ich hätte eine Frage zu den Relativpronomen, und zwar im Genitivfall. Ich habe auf dem Blog nirgends einen Beispielsatz mit dieser Konstruktion gefunden, deswegen das Kommentar.
    Im Maskulinum und Femininum sind die Relativpronomen im Genitiv ‚dessen‘ und ‚deren‘, sie werden (glaub ich) nicht dekliniert. Beispiel:
    – Der Mann, dessen Katze entlaufen ist…
    – Die Frau, deren Hund entlaufen ist…

    Wie soll ich ein solcher Satz mit den Relativpronomen ohne Geschlecht konstruieren? Wenn ich die Tabelle richtig lese, dann etwa so:
    – Dier Enby, dies Ratte entlaufen ist…
    Ich würde fast, per Analogie zum restlichen Paradigma, eher so etwas sagen:
    – Dier Enby, diesen Ratte entlaufen ist…
    Den Rhythmus finde ich hier gemütlicher, weil er der normgerechten Grammatik in so einem Satz besser entspricht. Das „-en“ am Ende fühlt sich auch natürlicher an. So stört mich aber die Ähnlichkeit zum Demonstrativartikel „diesen“. Könnte mensch vielleicht „dieren“ sagen, etwa so?
    – Dier Enby, dieren Ratte entlaufen ist…
    So wäre die Bedeutung meiner Meinung nach ein bisschen klarer, obwohl das gewöhnliche Merkmal des Genitivs („-s“) nicht vorhanden ist. Die Ähnlichkeit zum Femininum „deren“ kann auch ein Problem sein, da kann ich mich nicht wirklich äußern.

    Ich hoffe, meine Frage ist klar.
    Freundliche Grüße,
    Ré.

    • Illi Anna Heger sagt:

      Hallo Ré,
      vielen vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast voll Recht, das entsprechende Relativpronomen fehlt noch. Interessanterweise verwendet das Neopronomen dey das von Dir angesprochene Relativpronomen deren als Possessivpronomen. Das funktioniert so gut, dass ich dey/deren sehr große Chancen einräume sich weit zu verbreiten. Ich könnte mir die Verwendung von „deren“ als Relativpronomen gut vorstellen, weil es schon akzeptiert ist.
      Nach dem Konzept der xier Pronomen wäre etwas anderes als deren oder dessen ganz gut, deswegen gefällt mir dein Bespiel mit „dieren“ ganz gut, ich gebe dir Recht „diesen“ würde zu zuviel Verwechslung führen. Ich frag mich ob „xiesen“ auch funktionieren würde, an das Possessivpronomen anglehnt.
      Danke für den guten Hinweis, ich habe noch keine echte Vorliebe für eine Variante, werde aber noch weiter drüber nachdenken.
      Viele Grüße, illi

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